DERAIN André
Maler und Graphiker
geboren 10.6.1880 in Chatou, gestorben 8.9.1954 in Paris
Derain war einer der Begründer des Fauvismus zu Beginn des Jahrhunderts
und zugleich einer der ersten, die diese revolutionären Ansichten
wieder aufgaben und über verschiedene Stadien zur Tradition der klassischen
Kunst zurückkehrten. Andre Derain wurde am 10. Juni 1880 in Chatou
als Sohn eines Zuckerbäckers geboren. Er besuchte das Lycee Chaptal
und 18% die Ecole des Mines; damals hatte er bereits unter der Anleitung
von Jacomin, einem Freund Cézannes, zu malen begonnen. 1898-99 war
er an der Academie Karriere, wo er Matisse kennenlernte. Derain k am bald
mit der Avantgarde in Paris in Kontakt; 1900 teilte er sein Studio mit
Viack. Vier Jahre später überredete Matisse Derains Vater, seinem
Sohn zu erlauben, sich ganz der Malerei zu widmen.. 1905 erhielt er einen
Vertrag von Vollard. 1907 von Kahnweiler. Derain arbeitete mit einigen
der bedeutendsten Künstler seiner Zeit; im Juli und August 1905 war
er mit Matisse in Collioure, mit Picasso 1907 in Avignon und 1910 in Cadaques
in Spanien, 1909 mit Braque in Carrieres-St-Denis, 1913 mit Vlaminck in
Martigues. Seine Werke der Vorkriegszeit kann man in drei Hauptgruppen
einteilen. Bis Ende 1907 oder Anfang 1908 war er einer der führenden
Fauvisten - die Themse-Serie von 1905-06 ist mit Recht berühmt geworden.
Dann vernichtete er eine große Anzahl seiner Bilder; schon 1903-04
interessierte er sich für die afrikanische Kunst und ab 1908 teilte
er jene Auffassungen, die Picasso und Braque zu ihren kubistischen Experimenten
führten. Die Landschaftsbilder von Cagnes aus dem Jahre 1910 sind
Beispiele für seine kubistische Periode, obwohl Derains Stil dadurch
modifiziert ist, daß er sich mehr an visuelle Erscheinungsformen
halten und das Motiv im Sinne Cezannes realisieren wollte. Derain erreichte
daher nie jene extreme Geometrisierung der Natur, wie sie von Picasso und
Braque zwischen 1908 und 1910 durchgeführt wurde. Von 1911 an begann
er immer mehr von den Ideen seiner KünstIerfreunde abzuweichen und
zur gegenständlichen Malerei zurückzukehren. Derains sogenannte
"gotische" Periode von 1912 bis 1914 umfaßt Arbeiten in einem Stil,
der mehr von seinen Studien der frühen italienischen Meister beeinflußt
war als von der afrikanischen Kunst; hierher gehören das großartige
Abendmahl (Chicago) oder Der Samstag (Moskau) - Werke von klassischer Gewalt
und Einfachheit. Während des Ersten Weltkrieges schuf Derain nur sehr
wenig, entschied sich aber gegen weitere Experimente mit dem Kubismus,
den er 1917 in einem Brief an Vlaminck ,stupide nannte. Er war jedoch inzwischen
berühmt geworden und hatte von Djagilev den Auftrag für die Dekorationen
zu "Un Boutique Fantasque erhalten, einen von vielen Aufträgen für
Theater und Ballett, die er mit äußerster Brillanz ausführte.
Auch als Buchillustrator zeichnete sich der Künstler aus. Da Derains
Staffeleimalerei aus dem Jahre 1918 nur allgemein repräsentativen
Charakter hat, wird sie meist für weniger interessant gehalten als
seine frühen Arbeiten. Angriffe auf sein Werk aus dem Jahre 1921 unter
dem Titel"Pour ou contre Derain" trugen zur Geringschätzung seiner
späteren Bilder bei. Er malte die herkömmlichen Sujets- Landschaften,
Stilleben und Porträts. 1921 vertiefte eine Reise nach Rom sein Interesse
für das Antike, das besonders seine Porträts beeinflußte,
die stimmungsmäßig mit einigen neoklassizistischen Werken von
Picasso vergleichbar sind. Sein Stil ist eine Reaktion auf die impressionistische
Farbpalette, die das Licht betont, und er wandte statt dessen die Farbtechnik
von Corot und der Schule von Barbizon an. Die Landschaften seiner letzten
Schaffensperiode stellen einige seiner besten Arbeiten in dieser Malweise
dar. Nur wenige Bilder Derains sind ausgestellt, da sie sich zum Großteil
in Privatbesitz befinden. Derains Ruf schwankte zwischen größtem
Erfolg in den frühen 20er Jahren und Geringschätzung kurz vor
dem Zweiten Weltkrieg. Nach seinem Tode wurden Gedächtnisausstellungen
im Musee National d'Art Moderne in Paris und an anderen Orten veranstaltet,
die seinen Ruf in gewisser Hinsicht wieder festigten.
Werkauswahl
BASEL Kunstmuseum "Rebland im Frühling", 7906, Leinwand, 90 x 717
em / "Cadaquescr, 1910, Leinwand, 61 x 73 cm "Golgatha, 1912, Leinwand,
65 x 58 cm. - CHICAGO Art Institute "Abendmahl", 1977, Leinwand, 227 x
288 cm. - KOPENNAGEN Statens Museum for Kunst "Die beiden Schwestern" ,
1914, Leinwand, 196 x 137 cm. - LENlNGRAD Ermitage "Chevalier X", 1914,
teinwand, 763 x 97 cm. - LIVERPOOL Walker Art Gallery "Das italienische
Modell", 1921-22, Leinwand, 91 x 74 cm. - LONDON Tate Gallery "Der ,Pool~
von London" , 1906, Leinwand, 66 x 39 cm. - ANDRE DERAIN "DAS ITALIENISCHE
MODELL", 1921-22; LEINWAND, 91 x 74 em. LIVERPOOL, WALKER ART GALLERY MINNEAPOLlS
(Minnesota) Institute ot Arts "Selbstbildnis", um 1912, Leinwand, 116 x
90 cm. - MOSKAU A. S. Puschkin-Museum "Der Samstag", 1917-74, Leinwand,
187 x229 cm / "Stilleben vor einem Fenster", 1913, Leinwand, 728x79 cm.
- NEW YORK Museum ot Modern Art "London Bridge", 1906, Leinwand, 66 x 99
cm /"L'Estaque", um 1906, Leinwand, 35x45 cm / "Landschaft bei Cassis",
um 1910, Leinwand, 46 x 55 cm / "Das Fenster zum Park", 1972, Leinwand,
131 x 96 cm / "Das TaI des Lot bei Vers", 1912, Leinwand, 73 x 92 cm /
"Drei Bäume", 1924, Leinwand, 97 x 81 cm. - PARIS Musee National d'Art
Moderne "Der alte Baum", 1905, Leinwand, 41 x 33 cm / Die Basilika von
Saint-Maximin , 1930, Leinwand, 60 x 73 cm / "Gestrandete Barken in Camaret",
1936, Leinwand, 60 x 73 cm.
Literaturhinweise
D. SUTTON "André Derain, London 1960. - G. HILAIRE "Derain", Genf
1959. - M. SANDOZ "Éloge de Derain", Paris 1958. - A. DERAIN "Lettres
à Vlaminck", Paris 1955. - G. DUTHUIT "Les fauves, Genf 1949. -
A. BASLER "Derain", Paris 1931. - A. SALMON "André Derain", Paris
1929. - E. FAURE "André Derain", Paris 1923. -D.H. Kahnweiler "André
Derain", Leipzig 1920.
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